Leserbrief Von Kerstin Tottewitz, Niederlehme
Montag, 22. Februar 2021
Leserpost aus Niederlehme
Kein Bürgermeister zum Schmusen
Zum Abwahlverfahren gegen den Bürgermeister:
Jetzt soll er also abgewählt werden, der Bürgermeister, den man nicht einfach beurlauben konnte. Soviel vorweg: Ich habe ihn damals nicht gewählt, aber genau deshalb werde ich ihn jetzt auch nicht abwählen. Mir ist sein Wahlergebnis als echter Achtungserfolg noch gegenwärtig, auch wenn ich mich selbst für eine parteilose Kandidatin entschieden hatte. Auch mir ging es bei der Wahl um eine zivilgesellschaftlich getragene Erneuerung, um so die festgefahrenen Strukturen in KW und im Land aufzubrechen. Dies ist erkennbar bis heute nicht gelungen, aber ich bezweifele, dass es meiner Kandidatin besser ergangen wäre.
Ich kenne Herrn Ennullat auch nicht persönlich und habe ihn immer nur von Weitem im allgemeinen Politikgeschehen beobachtet. Er macht mir nicht den Eindruck des Cäsars, sondern eher den des modernen Bürokraten. Dies spricht per se nicht gegen Größenwahn, denn wie viele unfähige Bürokraten zeichnen sich gerade dadurch aus? Natürlich habe ich die jammernden Ortsbeiräte gehört, den Brief der Hauptverwaltungsbeamten studiert und den Gerüchten über ein unschickliches Verhältnis gelauscht. Die Stadtverordnetenversammlung hat aber trotzdem keinen Anspruch auf einen Bürgermeister zum Schmusen und noch nie waren in Königs Wusterhausen die Verhältnisse einfach. Aber eine Bevölkerung, die mitten in der Pandemie zu den Wahlurnen getrieben wird, hat Anspruch auf Ehrlichkeit und sollte auch ein wenig selbst denken wollen. Als der Bürgermeister beurlaubt wurde, passierte auch nicht viel. Wieso sollte es jetzt anders sein?
Wer ist denn der Wunschkandidat der Abwahlbewegung? Hat man auch dazu eine Einigung oder trifft man sich nur in der gemeinsamen Abneigung? Gemeinsam öffentlich Dreck über eine Person auskippen und dann routiniert selbstherrlich dieser Person die Verteidigung verbieten? Das ist so unglaublich undemokratisch, dass ein noch undemokratischerer Bürgermeister von mir schon nicht mehr gedacht werden kann. Ich hatte die Wahl quasi auch verloren, aber solange der Bürgermeister in einem solchen undurchsichtigen Klima agieren muss, werde ich mich jeder Schuldzuweisungen enthalten und trage die Mehrheitsentscheidung meiner Mitbürger/innen weiter mit. Was ich aber nie mittrage, ist ein öffentliches Klima, das den Gegner als Person diffamiert. Die Chose ist unbestritten ordentlich festgefahren, aber entweder gehen alle oder keiner!
Von Kerstin Tottewitz, Niederlehme
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