Bürgermeister Gespräch Teil 2
EXCLUSIV – Gespräch: Bürgermeister Ennullat im Interview (Teil 2/Ende)
Seit Monaten tobt in Königs Wusterhausen ein heftiger Streit im Stadtparlament. Auslöser war die Aufnahme eines Kostenzuschusses für den Bau eines Kunstrasenplatzes in den Haushalt, der von der SPD beantragt wurde. Das Projekt wird maßgeblich vom Landschaftsarchitekt Wolf Ahner bestimmt, dem enge Verflechtungen zur SPD nachgesagt werden. Inzwischen werfen die Sozialdemokraten Bürgermeister Swen Ennullat Amtsmissbrauch, die Märkische Allgemeine Zeitung in einem Kommentar Nähe zur AfD vor. CDU – Mann Christian Möbus, der als Anwalt in der Kanzlei seiner Lebenspartnerin und Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung Laura Lazarus (CDU) tätig ist, stellt gar die Eignung Ennullats als Stadtoberhaupt in Frage.
Am Dienstag stellte sich Bürgermeister Ennullat den ersten Fragen, heute ist er zu weiteren im Kreuzverhör:
Nahezu 75 Prozent der Bürger, die 2017 an die Wahlurne gingen, schenkten Ihnen das Vertrauen. Ihr SPD – Gegenkandidat Hanke erlitt damals eine Bruchlandung. Glauben Sie bislang für die Bürger der Stadt Probleme gelöst zu haben?
Swen Ennullat: Einige Dinge, wie die dringend notwendige Neufassung der Kitasatzung zur finanziellen Entlastung der Eltern, konnten trotz Widerständen sehr schnell umgesetzt werden. Auch die Verbeamtung unserer hauptamtlichen Feuerwehrkräfte oder das Förderprogramm für die Innenstadt waren wichtige Themen. Die Verwaltung durchläuft außerdem als eine von nur zwei Kommunen in Brandenburg ein Auditverfahren des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.
Wir stellen der Öffentlichkeit des Weiteren nicht nur viel mehr Informationen als früher zur Verfügung, während Corona haben wir gezeigt, dass wir mit großer Professionalität Krisen bewältigen können. Als einzige Behörde der Region blieben wir ununterbrochen geöffnet. Haben unsere Öffnungszeiten sogar auf den Samstag hin ausgeweitet. Aus meiner Sicht zeichnet ein solches Agieren einen modernen Dienstleister aus. Das alles konnten wir mit engagiertem Personal auf den Weg bringen. Dafür mein persönlicher Dank!
Welche Projekte stehen denn noch auf Ihrer To – Do – Liste?
Swen Ennullat: Stichwort Digitalisierung und papierloses Rathaus, Stärkung der heimischen Wirtschaft und Neuansiedlungen, wie im ersten Bauabschnitt des Technologieparks. Die Interessen von Altanschließern wurden im MAWV, dem wir angehören, auch noch nicht so berücksichtigt, wie ich es mir vorgenommen habe.
Königs Wusterhausen hat lange Zeit Geld für Bauvorhaben nicht ausgegeben bekommen. Es gab einen Investitionsstau. Hat sich das geändert?
Swen Ennullat: Es macht mich sehr stolz, wie professionell und engagiert die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung diesen abarbeiten. Wir setzen mittlerweile ein Vielfaches im Vergleich zu den Vorjahren um. Das bestätigt mich, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Davon werden alle Einwohnerinnen und Einwohner profitieren. So haben beispielsweise neue Feuerwehrgerätehäuser auch positive Auswirkungen für einen noch professionelleren Brandschutz und die Arbeitsbedingungen unserer ehrenamtlich tätigen Kameradinnen und Kameraden. Um einmal ein Beispiel zu nennen, das nicht mit dem Neubau von Kitas, Schulen, Straßen oder Brücken zu tun hat.
Wo liegt denn die Latte für die Stadt am höchsten?
Swen Ennullat: Unsere größte Herausforderung wird sein, unser Wachstum in den nächsten Jahren und Jahrzehnten verträglich zu gestalten. Wir dürfen nicht unsere Identität verlieren. Als Stadt und in den Ortsteilen. Nicht alles, was theoretisch oder ansiedlungstechnisch möglich ist, passt vielleicht zu uns. Unsere Lebensqualität müssen wir zum Wohle aller erhalten. Ansonsten würde ich mich sehr freuen, wenn uns das Zusammenwachsen der Ortsteile noch besser gelingt.
Eine Lebensweisheit lautet: Sind Illusionen einmal verflogen, kommen sie nie wieder. Hatten Sie 2017 Illusionen, die weg sind und nie wiederkommen?
Swen Ennullat: Ich hätte tatsächlich gedacht, dass mir nach Amtsantritt von einigen langjährigen Lokalpolitikern mehr Respekt entgegengebracht wird. Da hatte ich leider zu hohe Erwartungen.
Was macht der Bürgermeister von Königs Wusterhausen nach 20 Uhr, wenn er sich nicht gerade mit Problemen herumschlägt? Gibt es noch ein Familienleben und wie sieht das aus?
Swen Ennullat: 20:00 Uhr Zuhause zu sein oder einen freien Kopf für die Familie zu haben, schaffe ich kaum. Bürgermeister einer Stadt mit 40.000 Einwohnern zu sein, ist ein 24 Stunden Job. Aber es gibt Gott sei Dank noch ein intaktes Familienleben, das Kraft spendet. Mit ebenfalls politisch aktiver und musikalischer Ehefrau sowie drei schulpflichtigen Kindern, die die Welt noch mit ganz anderen Augen sehen. Komplettiert wird dies von zwei eigensinnigen Katzen, einem Hund im Altenteil und einigen Hühner. Gern gesehen sind auch die Großeltern, Geschwister und Freunde. Dazu Grundstück mit Nutzgarten. Spargel, Kartoffeln, Mais oder Tomaten werden selbst angebaut.
Bei uns Zuhause wird es also nie langweilig und es gibt immer etwas zu tun, was ablenkt. Genau diese Normalität brauche ich. Es sollte für jeden Politiker ein solches Leben neben der Politik geben. Mit all den kleinen und größeren Alltagsproblemen und -sorgen, die jeder andere auch hat. Nur so behält man die Bodenhaftung und den Kontakt zu den Menschen, deren Interessen man vertreten soll.


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